Gold im Eimer

Es war ein kühler Herbstmorgen, als ich das erste Mal von Bokashi hörte. Ich saß in meinem kleinen Garten, betrachtete die vergilbten Blätter meiner Tomatenpflanzen und dachte über nachhaltige Methoden nach, um meinen Garten zu verbessern. Über die Zeit bin ich zu einem begeisterter Gärtner herangewachsen und hatte stets nach Wegen gesucht, meinen Boden fruchtbarer und meine Pflanzen gesünder zu machen. Die üblichen Kompostierungsmethoden waren mir bekannt, aber sie hatten mich nie vollständig zufrieden gestellt. Der Prozess war langwierig, und die Ergebnisse waren oft ungleichmäßig.

Ein guter Freund von mir, ebenfalls ein leidenschaftlicher Gärtner, hatte mir kürzlich von Bokashi erzählt. Er schwärmte von den Vorteilen und der Einfachheit dieses Verfahrens. Bokashi, erklärte er, sei eine japanische Methode der Fermentation von organischem Material, die mithilfe von Effektiven Mikroorganismen (EM) funktioniere. Diese Mikroorganismen setzten einen Fermentationsprozess in Gang, der das Material schnell in einen nährstoffreichen Bodenverbesserer umwandeln konnte.

Neugierig wie ich war, begann ich zu recherchieren. Ich stieß auf zahlreiche wissenschaftliche Studien, die die Vorteile von Bokashi bestätigten. Eine Studie, die ich besonders interessant fand, zeigte, dass Bokashi-Kompostierung die Anzahl der nützlichen Mikroorganismen im Boden signifikant erhöhte und gleichzeitig schädliche Pathogene reduzierte (Higa & Parr, 1994). Die Effektiven Mikroorganismen, die für die Bokashi-Fermentation verwendet werden, bestehen aus einer Mischung von Milchsäurebakterien, Hefen und phototrophen Bakterien, die synergistisch arbeiten, um organische Abfälle effizient zu zersetzen und in eine für Pflanzen leicht verfügbare Form zu überführen.

Mit diesem Wissen bewaffnet, beschloss ich, es selbst auszuprobieren. Zunächst musste ich mir das nötige Material besorgen: einen speziellen Bokashi-Eimer mit einem luftdichten Deckel und einer Auslauföffnung für die entstehende Flüssigkeit, sowie das Bokashi-Ferment, das die nötigen Mikroorganismen enthielt. Ich war gespannt, wie sich dieses Experiment entwickeln würde.

Der erste Schritt bestand darin, meinen Küchenabfall zu sammeln. Alles, was sonst im Müll gelandet wäre, fand nun seinen Weg in den Bokashi-Eimer: Obst- und Gemüseschalen, Kaffeefilter, Eierschalen und sogar kleine Knochenreste. Jedes Mal, wenn ich eine neue Ladung hinzufügte, bestreute ich sie mit einer Schicht des Bokashi-Ferments und drückte das Material fest zusammen, um möglichst wenig Luft im Eimer zu haben. Dieser anaerobe Zustand war entscheidend für den Fermentationsprozess.

Schon nach wenigen Tagen bemerkte ich die ersten Veränderungen. Ein leicht säuerlicher Geruch stieg aus dem Eimer auf, aber es war kein unangenehmer Verwesungsgeruch, wie ich ihn von herkömmlichen Komposthaufen kannte. Es war eher ein fermentierter, fast süßlicher Geruch, der mich an Sauerkraut erinnerte. Das Material im Eimer begann sich zu zersetzen, und nach zwei Wochen war die Fermentation abgeschlossen.

Nun kam der spannende Teil: Das fermentierte Material musste im Garten eingegraben werden, um seinen vollen Nutzen zu entfalten. Ich wählte eine Ecke meines Gartens, in der der Boden besonders sandig und nährstoffarm war. Mit einem Spaten hob ich einen etwa 30 Zentimeter tiefen Graben aus und verteilte das Bokashi-Material darin. Anschließend bedeckte ich es wieder mit Erde und wartete ab.

Die Wissenschaft hinter Bokashi besagt, dass das Material nach dem Eingraben innerhalb von ein bis zwei Wochen weiter zersetzt wird und die Nährstoffe freisetzt. Die Effektiven Mikroorganismen aus dem Bokashi helfen dabei, den Zersetzungsprozess zu beschleunigen und die Bodenstruktur zu verbessern. Sie fördern die Bildung von Humus, der den Boden nicht nur fruchtbarer macht, sondern auch seine Fähigkeit erhöht, Wasser zu speichern und Nährstoffe zu binden.

Schon nach wenigen Wochen konnte ich erste Veränderungen im Boden feststellen. Die Erde, die zuvor trocken und krümelig war, wurde dunkler und fühlte sich reichhaltiger an. Auch die Pflanzen in der Nähe des Bokashi-Beetes zeigten ein kräftigeres Wachstum und eine tiefere Blattfarbe. Es schien, als ob sie von den zusätzlichen Nährstoffen und der verbesserten Bodenstruktur profitierten.

Der nächste große Vorteil des Bokashi-Systems zeigte sich im Frühjahr des folgenden Jahres. Als ich die Überreste des Wintergemüses entfernte und die Beete für die neue Saison vorbereitete, stellte ich fest, dass die Wurzeln meiner Pflanzen tiefer und stärker waren als in den Jahren zuvor. Der Boden war locker und gut durchlüftet, was den Pflanzenwurzeln erlaubte, sich ohne Hindernisse auszubreiten. Ich konnte auch eine Zunahme von Regenwürmern und anderen nützlichen Bodenorganismen beobachten, die den Boden weiter auflockerten und belüfteten.

Eine weitere bemerkenswerte Veränderung war die Verringerung von Pflanzenkrankheiten. Studien haben gezeigt, dass die Mikroorganismen im Bokashi die Anzahl von schädlichen Bakterien und Pilzen im Boden reduzieren können (Xu, Wang, & Li, 2010). In meinem Garten waren die Pflanzen seltener von Blattfleckenkrankheiten und Mehltau betroffen, was ich auf die verbesserten Bodenbedingungen und die erhöhte mikrobielle Aktivität zurückführte.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel war mein Tomatenbeet. In den vergangenen Jahren hatte ich regelmäßig Probleme mit der Kraut- und Braunfäule gehabt, einer hartnäckigen Pilzkrankheit, die oft zu erheblichen Ernteausfällen führte. Doch in diesem Jahr blieben meine Tomatenpflanzen gesund und kräftig. Sie produzierten eine Fülle von Früchten, die größer und saftiger waren als je zuvor. Der Unterschied war frappierend und ich war überzeugt, dass das Bokashi einen großen Teil dazu beigetragen hatte.

Ein weiterer Nutzen des Bokashi-Systems, den ich sehr zu schätzen lernte, war die Möglichkeit, Küchenabfälle effizient und umweltfreundlich zu entsorgen. Anstatt die Abfälle auf die Mülldeponie zu schicken, wo sie Methan freisetzen und zur Umweltverschmutzung beitragen, konnte ich sie in einen wertvollen Bodenverbesserer verwandeln. Dies reduzierte nicht nur meinen ökologischen Fußabdruck, sondern sparte auch Geld, da ich weniger kommerziellen Dünger kaufen musste.

Neben den praktischen Vorteilen gab mir das Bokashi-System auch ein Gefühl der Zufriedenheit und Verbundenheit mit der Natur. Es war faszinierend zu sehen, wie die Mikroorganismen arbeiteten und wie sich der Kreislauf des Lebens im Boden abspielte. Das Wissen, dass ich aktiv zur Verbesserung meines Gartens und zur Erhaltung der Umwelt beitrug, erfüllte mich mit Stolz und Motivation, noch mehr über nachhaltige Gartenmethoden zu lernen.

In den folgenden Jahren integrierte ich Bokashi fest in meine Gartengewohnheiten. Ich experimentierte mit verschiedenen Arten von organischen Abfällen und beobachtete, wie sich die unterschiedlichen Materialien auf die Bodenqualität und das Pflanzenwachstum auswirkten. Ich stellte fest, dass insbesondere kohlenstoffreiche Materialien wie Papierschnitzel und Holzasche gut mit dem Bokashi-System funktionierten, da sie den Mikroorganismen zusätzliche Nahrung boten und die Bodenstruktur weiter verbesserten.

Ich begann auch, Bokashi in Kombination mit anderen biologischen Düngemethoden zu verwenden. Zum Beispiel streute ich gelegentlich eine Schicht Wurmkompost über das Bokashi-Material, um den Zersetzungsprozess zu unterstützen und zusätzliche Nährstoffe bereitzustellen. Diese Kombination erwies sich als äußerst effektiv und führte zu einem noch kräftigeren Pflanzenwachstum und einer besseren Bodenfruchtbarkeit.

Auch die Gemeinschaft in meinem Viertel begann, Interesse an Bokashi zu zeigen. Ich teilte meine Erfahrungen mit Nachbarn und Freunden und half ihnen, ihre eigenen Bokashi-Systeme einzurichten. Bald war unser Viertel bekannt für seine blühenden Gärten und das Engagement für nachhaltige Gartenpraktiken. Wir tauschten nicht nur Pflanzen und Samen aus, sondern auch wertvolle Tipps und Erfahrungen rund um Bokashi und andere ökologische Methoden.

Ein Highlight meiner Gartenreise mit Bokashi war ein Besuch auf einer lokalen landwirtschaftlichen Messe, bei der ich eingeladen wurde, einen Vortrag über meine Erfahrungen zu halten. Es war eine großartige Gelegenheit, mein Wissen und meine Begeisterung mit anderen Gärtnern und Landwirten zu teilen. Der Vortrag stieß auf großes Interesse, und viele Teilnehmer beschlossen, Bokashi selbst auszuprobieren.

Die Reise, die mit einem einfachen Eimer und ein paar Mikroorganismen begann, hatte mein Leben und meinen Garten nachhaltig verändert. Bokashi hatte mir gezeigt, wie mächtig und wichtig das Leben im Boden ist und wie wir durch einfache, aber effektive Methoden die Gesundheit unserer Pflanzen und unseres Planeten verbessern können. Es war eine Erkenntnis, die mich tief beeindruckte und die ich mit Freude weitergeben wollte.

Heute, Jahre nachdem ich zum ersten Mal von Bokashi hörte, ist mein Garten ein lebendiges Beispiel für die Kraft der Mikroorganismen. Die Pflanzen gedeihen prächtig, der Boden ist fruchtbar und voller Leben, und mein ökologischer Fußabdruck ist kleiner geworden. Ich bin dankbar für die Entdeckung von Bokashi und für die Möglichkeit, einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt zu leisten. Und jedes Mal, wenn ich in meinem Garten arbeite und die Früchte meiner Bemühungen ernte, erinnere ich mich daran, wie alles begann – mit einem einfachen Eimer und einer großen Portion Neugier.


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